Stadtbrand
Eine furchtbare Katastrophe war der Stadtbrand von 1842, als in der Nacht vom 4. zum 5. August in einem Hinterhaus auf der Leitergasse beim Tuchpressen ein Feuer ausbrach, das infolge des gewaltigen Sturmes in Riesengeschwindigkeit auf die anderen Häuser übergriff und nahezu die gesamte Stadt in Schutt und Asche legte. Die Schindeldächer der zumeist Fachwerkhäuser aus der Zeit des Wiederaufbaus der Stadt nach dem Brand von 1707 brannten wie Zunder. 312 Wohnhäuser, 348 Nebengebäude, 17 öffentliche Bauwerke, darunter Rathaus, Schule, Primariat, Archidiakonat (Geburtshaus Lessings), Klostervorwerk und katholische Kapelle im Spittel fielen den Flammen zum Opfer. Von den 376 Gewerbetreibenden der Stadt waren 326 abgebrannt. Darunter fiel auch der Großteil der 73 Tuchmachermanufakturen - die größten Arbeitgeber der Stadt. 2.618 Einwohner, über die Hälfte der Bürger, verloren ihr Obdach. Vier Bewohner kamen in den Flammen um.
Eine Chronik berichtet, dass sogar die Bäche ausgetrocknet waren und es deshalb an Löschwasser mangelte.
Hartstock fand zum Stadtbrand in den Akten:
"Die Hilfe von Seiten des Sächsischen Staates und der gesamten Bevölkerung der Region war beispielhaft. Schon am folgenden Tag traf der Staatsminister von Nostiz ein, um wichtige Maßnahmen zu koordinieren. In seinem Gefolge befanden sich 50 Infanteristen, die bald durch Pioniere verstärkt wurden, um fast ein Jahr lang beim Niederreißen der Ruinen und Beräumen der Brandstellen zu helfen. An Spenden von weit und breit gingen 69.503 Rtl. 24 Groschen 9 Pf. und große Mengen an Lebensmittel und Bekleidung ein. Die Provinzialbrandkasse zahlte an die Brandgeschädigten 174.00 Rtl. aus, der Rat nahm eine Anleihe von 300.000 Rtl. auf, von denen er 240.000 Rtl. an die betroffene Bürgerschaft weiterreichte. Auch die Oberlausitzer Landstände beteiligten sich mit einem zinslosen Kredit auf 10 Jahre Laufzeit."
Quelle
800 Jahre Kamenz - Was Kamenz und die Kamenzer bewegt(e), Kamenz 2025, Herausgeber: Stadtbibliothek Kamenz, S.38
Erhard Hartstock: Die Geschichte der Plagen der Oberlausitz - Eine Chronik der Ereignisse von 1112 bis 1869, Oberlausitzer Verlag Spitzkunnersdorf 2017,
S. 403
Prof. Willy Muhle: Die Kamenzer Landschaft. In: Das Buch der Stadt Kamenz. Herausgegeben vom Rat der Stadt Kamenz 1929, S. 78
Abbildungen
Das Buch der Stadt Kamenz. Herausgegeben vom Rat der Stadt Kamenz 1929,