1870

Bau des Gaswerkes

Das Gaswerk wurde 1870 außerhalb der Kamenzer Altstadt in der Nordostvorstadt gebaut. Damals standen dort auf der damaligen Hofewiese, an der Taubenpfütze vor dem Töpfertor nur vereinzelt Gebäude. Mit der Errichtung des Gaswerkes entwickelte sich ein kleines Gewerbegebiet, wovon heute so gut wie gar nichts mehr zeugt. Bereits 1832 stand hier die Spulenfabrik Müller und einige Zeit später die Tuchfabrik Lange, das spätere Steudelsche Motorenwerk –zuletzt VEB „ROBUR“ Zittau, später Motorenwerk Cunewalde.
Am 31. Januar 1870 entschied der städtische Rat in einer öffentlichen Sitzung , das Gaswerk auf dem Grundstück Borgmann zu errichten, das für einen Preis von 1.000 Talern käuflich erworben worden war. Gleich am 2. Februar 1870 erhielt der Gastechniker Werner aus Wurzen den Auftrag zum Bau einer Gasanstalt für 112 Straßenlaternen und 1.000 Privatflammen. Bauleiter wurde Inspektor Burkhard. Die Stadt beschloss am 6. April 1870 die Aufnahme eines Darlehens in Höhe von 32.000 Talern zum Bau der Gasanstalt.

Am 12. Dezember 1870 kam es dann zur feierlichen Einweihung. Folgendes war aus der „Kamenzer Wochenschrift“ zu entnehmen: "Vormittags um 11 Uhr erklang eine Festmusik von dem mit Flaggen geschmückten Rathause und am Abend strahlte zum ersten Male unsere neue Gasbeleuchtung ... Insbesondere wirksam war die Beleuchtung auf dem Markte, wo der große Gaskandelaber ein prachtvolles Licht ausstrahlte ... In dem ebenfalls zum ersten Male durch Gas ... beleuchteten Saale des goldenen Sterns hatte sich am Abend eine Anzahl von Bürgern ... der Stadt ... zu einem Festmahle vereinigt, ...“, schreibt Norbert Portmann in seiner Schrift "Das Gaswerk von Kamenz" 2011.
Bis 1908 stellte man in diesem Bau Gas her, obwohl die Gasmenge aufgrund der Anforderungen ständig wuchs, nur durch einige Apparate und Nebenräume sowie durch einen kleineren Gasometer ergänzt.

   Bau eines Gasometers um 1900

Vom 12. Dezember bis zum 31. Dezember 1870 wurden 6 155 m³ Gas produziert. 1871 79 456 m³ für ca. 150 Verbraucher, 1880 100 866 m³ - 200,
1890 111 197 m³  für 250, 1900 208 845 m³ für 300 und 1910 361 556 m³ für 636 Verbraucher. Dass 1910 mehr als doppelt so viele Konsumenten versorgt werden konnten, hing mit dem vollständigen Umbau der Apparateanlage im Jahr 1908 zusammen. 1912 schließlich konnte durch die Erweiterung des  Ofenhauses ein neuer Vollgenerator-Retortenofen mit elektrischem Stoßbetrieb in Betreib genommen werden.
1919 erreichte das Gaswerk seine endgültige territoriale Größe.

Gaswerk um 1930

Im Jahr 1968 wurde Kamenz an die Ferngasleitung des Gaskombinates Schwarze Pumpe angeschlossen, das städtische Gaswerk nicht mehr gebraucht und 1969 stillgelegt. Noch im selben Jahr begannen die Abrissarbeiten.


1969 - kurz vor der Sprengung des Schornsteins


1969 während des Abrisses


1973 steht nur noch der große Gasometer

Gaswerk

Quelle

Norbert Portmann: Das Gaswerk von Kamenz. Juli 2011.

Foto

Sammlung Norbert Portmann

Jürgen Kutter

Standort

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