Stadtbad
Am 4. Juni 1889 fand die Eröffnung des von der Stadtgemeinde auf dem so genannten Weinbergsgrundstück hergestellten öffentlichen Männer-Bades statt. Zu diesem Zeitpunkt war das öffentliche Baden für Frauen polizeilich untersagt. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen sollten mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen belegt werden .
Bereits seit 1885 war der Bau einer öffentlichen Badeanstalt in den städtischen Ratssitzungen diskutiert worden. Am 10. Juni 1885 stellte Stadtrat Max Minkwitz den Antrag ein öffentliches Kaltwasserbad zu errichten. Am 12 Mai 1886 schließlich ist im Ratsprotokoll festgehalten: Als geeignetster Platz hinsichtlich seiner Lage zur Stadt wurde allseitig der zur Weinbergmühle gehörige Teich, bezüglich des sich an demselben anschließenden Terrains befunden, zumal dort eigenes Wasser in den vorhandenen Quellen zur Genüge vorhanden und somit die Gefahr der Verschmutzung ausgeschlossen ist. Zudem befanden sich Grund und Boden in städtischen Besitz. Die Ausschreibung für den Ausbau des Teiches erfolgte am 31. Mai 1888. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 2.285 Mark.
Inzwischen war der Wasserklub Kamenz 1906 gegründet worden, der für seine Vereinsmitglieder einen Teich hinter den Kasernen geschaffen hatte. Dort durften erstmals auch Damen schwimmen gehen. Dem Zeitgeist entsprechend gab es jedoch getrennte Badezeiten für Damen und Herren.
Schließlich beriet man am 21. Mai 1907 im städtischen Bau- und Badeausschuss darüber, den Bau eines modernen Stadtbades am Standort Weinbergmühle anzugehen. Die Umbauarbeiten gingen rasch voran. Am 1. Juni 1908 wurde das innerstädtische Bad auf den Namen des damals regierenden und letzte An sächsischen Königs Friedrich August III. (1865–1932) „König-Friedrich-August-Bad“ eingeweiht. Es war ein Kaltwasser- und Luftbad, das zu Erholungszwecken ebenso genutzt wurde wie für Schwimmfeste, Vorführungen im Kunstschwimmen oder Wasserballwettkämpfe.
Die Verwaltung und Bewirtschaftung des Bades übernahm der „Wasserklub Kamenz 1906“.
Über Epochen hinweg wurde das Bad öffentlich betrieben bis es in den 1980er Jahren verfiel und 1987 endgültig geschlossen wurde. Heute befindet sich dort der Skaterpark „Altes Stadtbad".
Quelle
Theo und Edeltraut Schnappauf: Der Stadt zum Wohl, zu Ehr und Zier, den Bewohnern zu Heile - Aus der Geschichte des Kamenzer Stadtbades.
In: Kamenz -Beiträge zu Geschichte und Kultur der Lessingstadt - Festschrift der Stadt Kamenz. Herausgegeben anlässlich des 775. Jahrestages ihrer urkundlichen Ersterwähnung, S.197 - 202.