Pest
Die Pest wütet erneut in Kamenz, nachdem sie bereits 1568 250 Todesopfer gefordert hatte. Aber die Pestepedemie von 1585 übertraf alles bisher Dagewesene. Das „grosse Sterben“ fand das ganze Jahr über kein Ende. Selbst eine Ausgangssperre half nicht. Insgesamt 497 Menschen in Kamenz, Bernbruch und Wiesa starben und mussten zuletzt in Massengräbern ihre letzte Ruhe finden. Unter den Toten waren vier Mitglieder des Rates, vier Geistliche und Lehrer, zwei Ärzte, der Bader, der Pestbarbier und 17 Totengräber. 173 Häuser waren betroffen. Stadtphysikus Johannes Franke und Apothekers Johannes Burschner versuchten alles, um die Pest einzudämmen.
Bereits 1583, noch vor Ausbruch der Pest 1585, verfasste Dr. Franke das "Kamenzer Pestarzneien-Blatt". Darin empfahl er den Kamenzern vor allem pflanzliche Produkte in Form von aromatisierten Pestwässern und Pestessigen und als Gegengift das bereits im Altertum entwickelte Mitbridat.
Zum Pestausbruch von 1585 gibt es folgende Überlieferung: Hin und wieder soll sich auch in Kamenz, so wie an vielen anderen Orten, ein gespenstischer Franziskanermönch zeigen, der durch seine Erscheinung stets der Stadt ein kommendes Unheil andeutet. Einstmals schrieb er sogar die Buchstaben C.M.P. an die Klosterpforte. So deutete man die Buchstaben als "Camitia Misere Peribit" (dt.: Kamenz wird elendiglich zu Grunde gehen).
Quelle
Städtische Sammlungen Kamenz Stadtgeschichte im Malzhaus
Der Gasthof zum Goldenen Hirsch und was er erlebte. Kamenzer Heimatbuch, Heft 1, 1924
Die Oberlausitz und die Pest. Sagenbildung und Verordnung in Zeiten historischer "Pandemien"
(Gästeführerin und Kulturforscherin Susann Wuschko)
Erich Große: Johannes Franke (1545 - 1617) - Der Kamenzer Stadtphysikcus und sein "Hortus Lusatiae" in: Kamenz - Beiträge zur Geschichte und Kultur der Lessingstadt. Festschrift der Stadt Kamenz. Herausgegeben anlässlich des 775. Jahrestag ihrer urkundlichen Ersterwähnung. 2000