Kamenzer Nasen
Im August 1620 versammelte der Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen als kaiserlichen Kommissar das sächsische Heer vor Stolpen, um in die Oberlausitz einzurücken. Dabei ging es darum, wer seinen Anspruch auf die Böhmische Krone durchzusetzten vermochte - der "Winterkönig" Friedrich von der Pfalz, unterstützt durch die Oberlausitzischen Stände, oder der Habsburger Ferdinand II. Den kursächsischen Truppen hatte die Oberlausitz militärisch nichts entgegenzusetzen. Erstes Angriffsziel sollte Kamenz sein. Die Stadt schickte jedoch eine Vertretung zum Kurfürsten und Kamenz und die Ritterschaft der westlichen Oberlausitz unterwarfen sich ihm. Die anderen fünf Sechsstädte widersetzten sich seiner Forderung, sich ebenfalls zu unterwerfen. Daraufhin zog Johann Georg weiter Richtung Bautzen, das allerdings von seinen Gegnern besetzt war und sich nicht ergab. Nach einer mehrwöchigen Belagerung und einer täglichen Salve von 366 Kanonengeschossen kapitulierte Bautzen schließlich, nachdem ein Brand große Teile der Stadt einschließlich Burg und Kanzlei zerstört hatte. Dieses Schicksal blieb Kamenz erspart, da ihre Nasen das Unheil gewittert hätten. Der in Stolpen weilenden Kurfürsten soll gesagt haben: "Die haben's gerochen!" Seitdem spricht man von den „Kamenzer Nasen“. Dennoch erhielt die Stadt 500 Mann Besatzung.
Quelle
Städtische Sammlungen Kamenz Stadtgeschichte im Malzhaus
800 Jahre Kamenz - Was Kamenz und die Kamenzer bewegt(e), Kamenz 2025, Herausgeber: Stadtbibliothek Kamenz, S.29
